Das Wort Ruhetag bedeutet für die Einen keine Verpflichtungen zu haben und für die Anderen in Ruhe ihren Verpflichtungen nach zu kommen. Auf Grund der gestrigen Fahrt gehören viele im Camp zur 2ten Kategorie, indem sie versuchen die gravierensten Mängel an ihren Boliden auszubessern.
Wir gehören zur 1ten Kategorie. Also rein ins Taxi und 20km raus auf Land in einen Naturpark. Auf einer Insel im Park liegt ein Campingplatz, der ein Muß für alle Afrika Individualreisende ist. Wunderschöne Natur und Vogelreichtum prägen den Blick vom campeigenen Aussichtsturm. Nach 2,5 Stunden Wanderung sind wir geröstet.
Also zurück nach St. Louis. Die Altstadt läßt sich am bestem mit „New Orleans vor 100 Jahren“ beschreiben und ist Weltkulturerbe. Wenngleich keine extravagante Schönheit, so schmeckt man doch den Geist der Kolonialzeit.
Wir beschließen am Strand die 3-4km bis zum Camp zurückzugehen. Der Strand ist vollkommen überfüllt. Keine Touristen, nur Einheimische. Fischerbote werden am Land gezogen, der Fang vorsortiert und verlade, Mütter versorgen ihre Familien mit Essen, Kinder spielen Fußball und Eselskarren transportieren den Fang ab. All dies geschieht zwischen Müll, toten Fischen oder Fischköpfen, improvisierten Fußballtoren und sogar toten Ziegen.
Schweiß, Armut und Lebensfreude. Alles auf einem Strand. Ein Bild, dass einem bei dem Wort Jamaika durch den Kopf geht.
Der Meschenauflauf lichtet sich, dafür steigt der Fischgestank. Auf einen 1,5 Fußballfelder großem Areal wird Fisch ausgenommen und getrocknet. Nanne und Norbert streiken und bleiben möglichst nahe am Wasser. Reinhard und ich geben uns den vollen Holocaust aus Innereien, ekelhaften Holztischen mit dem zukünftigen Trockenfisch, Tonnen mit kochenden, undefinierbarem Inhalt und Menschen, die in Mitten dieses Drecks versuchen ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Reinhard murmelt die ganze Zeit: „Ich esse nie wieder Fisch“.
Daran schließt sich der Fischerfriedhof an. Lebensfreude und Tod auf wenigen Metern. Tief bewegt schleppen wir uns bis ins Camp.